Rathenow hat schöne Ortsteile

Seit dem 1. Januar 2002 sind die ehemals amtsangehörigen Gemeinden Böhne, Göttlin, Grütz, Semlin und Steckelsdorf Ortsteile der Stadt Rathenow.

Allen Ortsteilen gemein ist, dass rührige Ortsbürgermeister darauf achten, dass die „Teile“ zum großen „Ganzen“ gehören. Und das ist gut so!

Für die Insider: Alle Ortsteile sind gut mit (V)DSL sowie LTE ausgebaut.

 

 

            Böhne

Verlässt man Rathenow südwestlich Richtung Genthin, gelangt man nach ca. 5 km nach Böhne. 1381 erstmals urkundlich erwähnt, ist Böhne heute ein ruhiger und beschaulicher Ortsteil der Stadt Rathenow. Die wunderschöne Landschaft lädt zu Spaziergängen ein. Der überregional bedeutsame Flussradweg „Havel-Radweg“ macht Station in Böhne. Für das gesamte Gebiet zwischen Rathenow und Böhne/Bützer gelten mehrere strenge europäische Naturschutzprädikate jenseits eines normalen Naturschutzgebietes. Ist schon ein besonderer Bereich.
 

Von historischer Bedeutung ist das leider baufällige Schwedenhaus in Böhne. Erbaut wurde es 1661 von Jacob Friedrich von Briest, damaliger Landrat des Havellandes.
In diesem Haus verbrachte der Große Kurfürst von Brandenburg die Nacht vom 14. zum 15. Juni 1675 vor dem Angriff auf das von schwedischen Truppen besetzte Rathenow. Das Haus ist der letzte authentische Ort in der Region im Zusammenhang mit dem Sieg Brandenburgs über die Schweden.

 

Das literarische Vorbild für Theodor Fontane's Roman "Effi Briest" war wahrscheinlich Elisabeth Baronin von Ardenne, geb. Freiin und Edle von Plotho. Sie lebte mit ihrer Familie einige Jahre in Rathenow. Ihr Mann, Armand Leon Baron von Ardenne diente als Reitmeister bei den Zieten-Husaren.

 

Im achten Kapitel des Romans erklärt Effi aber, dass sie von jenem Briest abstamme, „der am Tag vor der Fehrbelliner Schlacht den Überfall von Rathenow ausführte“. Dabei handelt es sich um eben jenen Landrat Jakob Friedrich von Briest (1631–1703).

 

Jakob Friedrich von Briest war Ururgroßvater von Caroline de la Motte Fouqué, geborene von Briest. Diese Briest stellt in gewisser Weise eine Gegenfigur zu Effi Briest dar: Auch sie war zwar das einzige Kind ihrer Eltern und unglücklich verheiratet, konnte aber nach dem Scheitern ihrer Ehe zum zweiten Mal heiraten, und zwar den geschiedenen Adeligen Friedrich de la Motte Fouqué. Caroline wurde nicht zum Objekt gesellschaftlicher Ächtung und erbte Schloss Nennhausen.

 

Alles sehr verwirrend, oder?

 

Und Böhne ist noch aus einem weiteren Grund einen Stopp wert. Denn an dieser Stelle mündete einst die Elbe in die Havel. Kein Witz. Bis ins 12. Jahrhundert schwang sich die Elbe in einem Bogen weit nach Osten und traf bei Premnitz mit drei Hauptarmen auf die Havel. Der Elbdurchbruch bei Stendal Richtung Norden und der Bau des Ostelbedeiches vor 800 Jahren ließen den Strom abebben. Versiegt ist er aber noch nicht. Noch immer führen die Stremme und der Königsgraben Elbwasser in die Havel.

 

Folgt man dem Havel-Radweg in Richtung Rathenow, so erreicht man unmittelbar vor der Unterfahrung der Havel-Brücken (Straße und Bahn) in Rathenow den Siedlungsursprung von Rathenow, den sogenannten „Burgwall“. Ein paar Infotafeln erläutern vor Ort die Zusammenhänge.

 

 

            Göttlin

1373 erwarb Kaiser Karl IV. aus dem Geschlecht der Luxemburger die Mark Brandenburg. Nach seinem Tod 1378 erhielt sie sein Sohn Sigismund, der spätere deutsche Kaiser und König von Ungarn. Das Land Jerichow war bereits 1354 wieder an den Erzbischof von Magdeburg gekommen. Die Burg Schollene gehörte um diese Zeit (etwa 1350) den Herren von Rosenberg. Die Burg Buckow, am linken Havelufer zum Schutz des Rathenower großen Kietzes gelegen, gehörte Hermann von Treskow, dem Stammvater der weit verzweigten Treskow-Sippe im Elbe-Havel-Winkel. Keinem von beiden waren die Dörfer Göttlin und Grütz zugehörig. Wahrscheinlich konnten sich beide Orte noch bis 1381/82 als freie Gemeinden betrachten. 1381/82 wird Göttlin erstmals urkundlich in den Lehnbüchern der Erzbischöfe von Magedeburg erwähnt.

Archäologischen Funde (Steinbeile, Feuersteingeräte, Keramik) lassen auf eine wechselreiche Besiedlung seit der Jungsteinzeit (etwa 3000 bis 1500 Jahre v.u.Z.) schließen.

Gelegen an der Havel, bietet sowohl Göttlin als auch die nähere Umgebung eine willkommene Abwechslung zum städtischen Leben. Ein idealer Platz zum Leben und Entspannen.

Ein reges Vereinsleben und eine aktive Kita sorgen dafür, dass über das gesamte Jahr immer etwas los ist. Das traut man gemeinhin einem Dorf dieser Größe gar nicht zu. Ist aber so!

Göttlin hat eine beliebte Flussbadestelle samt benachbarten Biwak- und Rastplatz für Kanufahrer und Radler. Ist wirklich schön hier.

Bemerkenswert ist trotz des großräumig geschützten Naturraums der angrenzende Truppenübungsplatz Klietz, mit über 9.000 ha Übungsfläche einer der Größten in Deutschland. Ein Großteil der Fläche ist bewaldet. Das Offenland ist nahezu vollständig mit europäischen Naturschutzprädikaten ausgewiesen. Der Platz verfügt über die drittgrößte Schießbahn und den modernsten Zielbau Deutschlands Seine besondere Beschaffenheit und seine Anbindung an Havel und Elbe sind Alleinstellungsmerkmale und machen ihn zum vielseitigen Übungsgebiet für befreundete NATO-Verbände aus ganz Europa.

 

 

            Grütz

Grütz liegt ca. 10 km nordwestlich vom Rathenower Stadtkern – noch hinter Göttlin – entfernt – mit dem Auto nur über eine Straße erreichbar. Eingebettet zwischen Landschafts- und Naturschutzgebieten ist Grütz ein lohnendes Ziel für Naturfreunde, die auch einen dem Ort angegliederten Campingplatz nutzen können.

1381 wird Grütz erstmals in den Lehnbüchern der Erzbischöfe von Magdeburg urkundlich erwähnt. In diesen Urkunden wird der Dorfname noch "Grocz" geschrieben.

Sehenswert in Grütz sind die Kirche mit neu gestaltetem Dorfplatz und das Nadelwehr an der Schleuse Grütz – in ganz Deutschland gibt es vielleicht noch eine „Hand voll“ dieser besonderen Bauart.

Die beiden Radfernwege „Havel-Radweg“ und „Havelland-Radweg“ als Teil  des Radfernweges „Hamburg – Berlin“ mit Anschluss z. B. an den „Elbe-Radweg“ machen Station am beliebten Biwak- und Rastplatz Grütz – dem schönsten Biwakplatz weit und breit. Hier können Radportbegeisterte und Paddler Natur pur erleben.

Wenn Sie sich abends am Feuer verplauscht haben, können Sie gern im Zelt übernachten und fahren am nächsten Tag weiter.

Die Havel fließt auf ihrem Weg zur Elbmündung in Havelberg durch die Grützer Schleuse.

Die Marina mitten im Dorfzentrum mit kleiner Gastronomie und Ferienwohnungen sowie ein kleiner Gemeindesteg ergänzen das Angebot.

 

 

            Semlin

Semlin ist das „Urlaubs-Mekka“ der Stadt Rathenow am Hohennauener-Ferchesarer See. Zumindest vor wenigen Jahren hatte der kleine Urlaubsort mit gerade einmal 500 Einwohnern mehr Gästebetten als die Stadt Rathenow. Ob das immer noch so ist, sei dahingestellt. Fest steht: Hier können Sie nichts falsch machen. Der schmucke Ort ist durch seine ruhige Lage am See in idyllischer Landschaft wie gemacht für einen entspannten Urlaub für die ganze Familie. Segeln wird hier groß geschrieben. Es geht aber auch eine Nummer kleiner mit Ruderboot, Kanu oder Wassertreter. Die Stege für Hausboote sind ordentlich, die Badestelle Bauerndeich ist ein beliebtes Ausflugsziel und mit dem Mietrad erreichen Sie Rathenow in einer gemütlichen halben Stunde auf einem separaten Radweg.

Aber auch der über weite Strecken naturbelassene Rundweg um den See (ca. 24 km) mit zahlreichen Möglichkeiten zur Einkehr macht Spaß.

Oder Sie „mieten“ sich gleich einen ausgebildeten Naturparkführer für einen fesselnden und unterhaltsamen Tagesausflug mit dem Kanu.

Im Ort gibt es Fitness, Wellness und Sauna auf einem Ferien- und Freizeithof, und das Golf Resort Semlin zählt zu den schönsten Golfanlagen in Deutschland. Hier ist man übrigens offen gegenüber jedermann inklusive Schnupperkursen auf dem „Bolzplatz“.

Ein Höhepunkt ist auf jeden Fall das alljährlich am letzten Juliwochenende stattfindende Sommerfest.

 

Nur der Form halber: Der Ort wurde 1441 erstmals urkundlich erwähnt.

Sehenswert ist die im Jahre 1730 erbaute Fachwerkkirche.

 

Eine Besonderheit ist eine Sandstein-Skulptur im Ort, die an Anna Ropien, andere Recherchen ergeben Anna Rahns, aus Semlin erinnert, die anno 1672 in Rathenow als „Butterhexe“ verhört und verbrannt wurde. Es war die letzte Hexenverbrennung in der Stadt.

Im Vorfeld gab es kontroverse Diskussionen – auch mit der evangelischen Kirche. Es bleibt die klare Stellungnahme gegen Unwissenheit, Aberglauben und herrschaftliche Willkür, für die die Skulptur nun steht.

 

Die Bürger von Semlin halten eine weitere Person in Ehren: den Autor Axel Rudolph. Zwischen 1933 und 1943 veröffentlichte der erfolgreiche Kriminal- und Abenteuerschriftsteller über 50 Romane. Dazu Drehbücher für die UFA-Filmindustrie, die mit internationalen Stars der damaligen Zeit verfilmt wurden.

Noch heute steht die Villa, in der Rudolph gern Gastgeber für die Berliner Film- und Literaturszene war: die „Pension am See“. Man fühlte sich wohl im Dorf am See fernab des Berliner Trubels.

 

Doch nicht nur die idyllische Landschaft weckte Gefallen beim 1893 in Köln-Nippes geborenen Literaten Rudolph. Eine Liebschaft mit der Semlinerin Else Peek brachte ihn in eine gefährliche Nähe zu braunen Lokalfunktionären. Auch Else selbst gehörte als Tochter eines lokalen Parteifunktionärs zu Hitlers Anhängern. Dem redegewandten Axel Rudolph gab das offenbar regelmäßig Anlass zu nicht wohlfeilen – auch schriftlichen – Äußerungen.

 

Diese heikle Gratwanderung zwischen Berliner Boheme und den örtlichen Nazigrößen wird dem Freigeist zum Verhängnis, als er sich mit Else Peek überwirft. Er wird denunziert. Briefe, in denen er sich verächtlich zum nationalsozialistischen Regime äußert, gelangen in die Hände der Gestapo. Sylvester 1943 werden seine Frau Gertrud und Axel Rudolph in Semlin verhaftet. Im Juli 1944 wird Gertrud vor dem Volksgerichtshof in Berlin wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung zu dreijähriger Haft mit anschließendem Erziehungslager verurteilt. Axel Rudolph stirbt im Oktober 1944 unter dem Fallbeil im Zuchthaus Brandenburg-Görden.

 

Seit 2008 erinnert eine Gedenktafel vor dem Gemeindehaus an das Schicksal von Axel Rudolph.

 

Martin Keune hat unter tatkräftiger Mithilfe von Heike Brett daraus und zu weiteren Geschehnissen in dieser Zeit einen biografischen Roman „Groschenroman“ verfasst.

 

www.semlin.de

 

 

Steckelsdorf

Der Ortsteil Steckelsdorf ist Synonym für Baden im „Steggel“, einen 4-Sterne-Campingplatz direkt am See, Reiten und das leckerste Eis aus eigener Produktion weit und breit.

Die beiden Radfernwege „Havel-Radweg“ und „Havelland-Radweg“ machen hier berechtigt Station. Auf dem Campingplatz werden auch schmucke Blockhütten zur Übernachtung angeboten. Alles ist sehr modern und doch heimelig in der Natur.

Auf Grund seiner günstigen Lage wird hier auch gern gewohnt. Schicke Einfamilienhaus-Siedlungen sind entstanden.

Ein aktiver Heimatverein kümmert sich liebevoll um die Belange des Dorfes.

Rund um den See gibt es einen fußläufigen naturnahen Rundweg, Einkehr dann in der Gaststätte auf dem Campingplatz.

Im Sommer wird hier gebadet, im Winter wird der See gern mit Schlittschuhen erobert.

Die Big DD-Ranch macht zahlreiche Angebote „rund ums Pferd“. Westernreiten, aber auch klassisch oder spanisch sowie Kutsch- und Kremserfahrten. Wer möchte, kann hier seinen Urlaub verbringen: Für Freunde des Wilden Westens bleiben kaum Wünsche offen.

 

www.steckelsdorf.de - www.campingplatz-rathenow.dewww.big-dd-ranch.de